Warum ich mit manchen Menschen nicht mehr streiten mag

Streitkultur ist wichtig, eigentlich. Doch manche Menschen haben einfach keine oder sie ist grottenschlecht. Wie du argumentierst, ist entscheidend dafür, ob eine Diskussion konstruktiv ist oder nicht.

Du kannst sachliche Argumente bringen, die einfach logisch sind und/oder durch Fakten belegbar (empirische Evidenz) und für diese Art von Argumenten auch aufgeschlossen sein. Oder du arbeitest überwiegend mit persönlichen Erfahrungen und Erzählungen als Argumente. Doch diese anekdotischen Evidenzen sind im Allgemeinen wenig aussagekräftig im Bezug auf’s große Ganze.

Zum Beispiel wollte mir letzens ein Freund erklären, dass die ganze Silvesterknallerei nicht so schlimm für Haustiere sei, weil einige Tierbesitzer das irgendwo in irgendwelche Foren geschrieben hätten. Dabei dauert es keine zwei Minuten, um auf Foren mit vermehrt gegenteiligen Meinungen zu stoßen.

Null Aussagekraft das Ganze – doch diese Leute sehen so ein Argument ernsthaft als schlagkräftig für ihre Meinung an… und bezeichnen dich dann natürlich als jemanden, mit dem man nicht diskutieren kann, wenn du für solche sinnlosen Argumentationen irgendwann keinen Nerv mehr übrig hast. Man kann ja schließlich nicht für jeden den Oberlehrer spielen.

Sie wollen ja auch überhaupt nichts von vernünftiger Streitkultur wissen, geschweige denn dazulernen. Spricht man sie darauf an, erzählen sie, sie hätten das Recht darauf, sich ihre Meinung aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen und Beobachtungen zu bilden. Und dagegen sagt doch auch keiner was. Doch diese Erfahrungen haben in einer sachlichen Diskussion nichts zu suchen, ist ja kein Kaffeeklatsch. Entweder deine Erfahrung ist zusätzlich gestützt durch etwas Handfestes (empirische Evidenz), was das Gespräch weiterbringt, weil es für alle Beteiligten eine Wissenslücke schließt, die bisher hinderlich war oder sie bleibt einfach nur eine persönliche Erzählung eines Einzelnen von 7 Mrd. (anekdotische Evidenz) und trägt damit wenig bis gar nichts zu einer konstruktiven Diskussion bei.

Oder was ich auch liebe: Whataboutism – Themenwechsel als Argument. Ich sage zB: „Hey, so wie Seite A das macht, das finde ich voll doof.“, und dein Gesprächspartner geht nicht darauf ein, im Gegenteil, er scheißt einfach auf das Thema der Diskussion, wechselt es von sich aus und sagt sowas wie: „Ja, aber was ist denn mit dem Verhalten von Seite B? Das finde ICH doof!“. Na ganz toll, wenn ich jetzt noch Seite C einwerfe, kommen wir sicherlich richtig gut voran mit der Diskussion… nicht.

Ich mache bei Gott nicht alles richtig, will überhaupt nicht wissen, wie oft ich diese Fehler selbst schon gemacht habe. Aber es ist einfach unfassbar, mit welcher Selbstsicherheit solche Argumente vorgetragen werden, obwohl sie nichts tun, außer einer konstruktiven Auseinandersetzung im Weg zu stehen, dazu Lernbereitschaft gegen null, einfach nur ignorant. Und da gefühlt (gefühlt ungleich wahr übrigens) immer mehr diese Fehler beim Streiten machen, geht es mit unserer Streitkultur immer weiter bergab. Aber hey, Schuld sind ja immer die anderen, mit denen lässt sich ja nicht reden, ihr macht alles richtig!

Na klar doch… und ich brauch‘ jetzt erstmal’n Snickers.

Ein Kommentar zu „Warum ich mit manchen Menschen nicht mehr streiten mag

  1. In dieser Hinsicht muss ich dir recht geben. Ja und bestimmt hab ich selber diesen Fehler auch oft gemacht.( auch wenn nicht gewollt/ gemerkt ) aber da sagt ja auch keiner was dazu. Wenn man dann ja wenigstens in manch Diskussion die Meinung oder sogar die Recherche der anderen hinterfragen würde,die eigene Recherchen erklären und dann vergleichen würde. Einen Einklang könnte man dann finden. Letzt endlich bleiben die meisten doch stur.

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